Wanderung Fafleralp

[ 09.11.2022 ]

Rundweg im magischen Tal der Schweiz

Unberührte Natur - nicht gerade einfach in der Schweiz zu finden. Trotzdem gibt es im Land des Käses, der Schokolade und der Innovation ein paar solche Flecken, wo eine Strasse plötzlich aufhört und wo die Wildnis beginnt. Solch ein Ort ist die Fafleralp im magischen Tal, besser bekannt als Lötschental. Im Sommer kann man mit dem Postauto direkt bis zum Parkplatz Fafleralp fahren, im Winter (also ca. ab November) fährt das Postauto nur bis Blatten Dorf.

Jonas und ich entschieden uns natürlich erst Anfang November diese Wanderung zu machen und so mussten wir noch ca. eine Stunde von Blatten aus der Hauptstrasse bis zum Parkplatz Fafleralp folgen.

Abgesehen davon dass wir bereits die ersten Gämse erspähten, war die Strecke von Blatten bis zum Parkplatz Fafleralp langweilig und mühsam. Es fing an leicht zu regnen und wir beide hatten Hunger. Zusätzlich hat Google Maps anstatt eine Stunde Laufmarsch nur eine Halbe angekündigt, was sich jedoch dann als Fehler herausgestellt hat und noch mehr auf die Stimmung gedrückt hat. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich noch, dass wir nur bis zum Grundsee laufen werden und dann wieder umkehren werden, weil… kein Bock mehr.

Ein Tal wie in Mittelerde

Als der Parkplatz dann jedoch in Sicht war, steigerte sich unsere Laune um einiges und wir machten zuerst einmal eine Pause. Beim Bäcker habe ich zuvor je einen «Schoggi-Bänz» gekauft, dazu gab es meinen Fotografie-Tee, welcher bei jedem Fotografie-Ausflug Pflicht ist.

Nach der kurzen Pause, ging es gestärkt weiter Richtung Grundsee, welcher ca. 15 Minuten vom Parkplatz entfernt ist. Da wir mittlerweile unsere Motivation wieder gefunden haben, wanderten wir beim Grundsee angekommen weiter das Tal hinein.

Die Landschaft erinnerte uns eher an «The Lord of the Rings», als an die Schweiz, wo man eher an grüne Wiesen mit Kühen und Alphütten drauf denkt. Auch konnten wir uns sehr gut einen zwei Meter hohen «Tschäggättä» vorstellen, der plötzlich im Nebel aus einer Gruppe Lärchen auftaucht. Tschäggättä sind mystische Gestalten vom Lötschental, welche vor allem während der Lötschentaler Fasnacht im Februar beobachtet werden können. Einen lebendigen Tschäggättä haben wir während unserem Tagesausflug leider nicht entdeckt.

Unerwartete Begegnung

Das Highlight unseres Ausflugs entdeckten wir, nachdem wir hinten im Tal «Zmittag» gegessen haben und danach dem Anunbach entlang auf eine höher gelegene Ebene hinaufgestiegen sind, wo man dann wieder Richtung Tal hinaus wandert. Da man dort oben angekommen eine weite Sicht hat, rasteten wir kurz und suchten die Ebene nach etwas Lebendigem ab. Nach einer Weile bemerkte ich etwas, was irgendwie nicht so ganz wie ein Steinbrocken aussah und Jonas schaute sogleich mit dem Fernglas nach. Die Vergrösserung reichte jedoch noch nicht ganz aus, weshalb ich meine Kamera hervor holte, ein Foto schoss und dann ins gemachte Bild reinzoomte.

Somit war klar: Dort vorne, nicht weit vom Wanderweg entfernt, grast eine Gams friedlich vor sich hin. Für uns bedeutete das, dass wir unseren Weg möglichst geräuschlos weitergehen, um die Gams nicht zu verschrecken und vielleicht noch ein besseres Foto von ihr zu bekommen. Also pirschten wir weiter und kurz darauf verloren wir sie aus dem Blick. Hat sie uns bemerkt und ist geflüchtet?

Nein, etwas später entdeckte Jonas die Gams nur wenige Meter von uns entfernt immer noch friedlich am Grasen. Damit wir sie nicht verschrecken, duckten wir uns und ich zückte meine Kamera. Es war ein unvergesslicher Moment, die Gams so ruhig beobachten zu können. Leider bemerkte sie uns dann doch und sie floh instinktiv. Das tat uns sehr leid, es war aber nicht zu vermeiden, da unser Weg so oder so an ihr vorbei ging.

Viel mehr, abgesehen von der noch immer traumhaften Landschaft und ein paar Rehen in der Ferne, geschah dann nicht mehr. Wir stiegen nach dem Guggisee wieder ab zum Parkplatz Fafleralp und marschierten der Hauptstrasse entlang zurück nach Blatten. Was mir besonders an der Wanderung gefallen hat, war, dass wir auf der ganzen Strecke keinem einzigen Menschen begegnet sind. Das kann natürlich am Wetter gelegen haben, aber natürlich auch daran, dass das Postauto nicht mehr bis ganz hinten fährt. Ich empfehle die Wanderung vor allem entweder zu dieser Jahreszeit zu machen und mit dem Auto bis zum Parkplatz zu fahren, oder etwas früher, wo man noch mit dem Postauto bis zur Fafleralp kommt. Die Strecke von Blatten bis zum Parkplatz hat keinen Spass gemacht, ansonsten war es genial.